Mittwoch, 24. September 2008

Der denkende Stein

Ein Stein erhält von einer äußeren, ihn stoßenden Ursache eine
gewisse Menge von Bewegung, mit der er nachher, wenn der Stoß der
äußeren Ursache aufgehört hat, notwendig fortfährt, sich zu bewegen.
Dieses Beharren des Steines in seiner Bewegung ist ein erzwungenes
und kein notwendiges, weil es durch den Stoß einer äußeren Ursache
definiert werden muss. Was hier von dem Stein gilt, gilt von jeder
anderen einzelnen Sache. Nehmen wir nun an, dass der Stein, während
er sich bewegt, denkt und weiß, er strebe danach, im Bewegen
fortzufahren. Dieser Stein, der nur seines Strebens sich bewusst ist
und keineswegs gleichgültig sich verhält, wird glauben, dass er ganz
frei sei und dass er aus keinem anderen Grunde in seiner Bewegung
fortfahre, als weil er es wolle. Dies ist aber jene menschliche
Freiheit, die alle zu besitzen behaupten und die nur darin besteht,
das die Menschen ihres Wollens sich bewusst sind, aber die Ursachen
von denen sie bestimmt werden nicht kennen. So glaubt das Kind, dass
es die Milch begehre. Und da dieses Vorurteil allen Menschen
angeboren ist, so kann man sich nicht leicht davon befreien.

Baruch de Spinoza

Harringer

Auf Durchreise

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Zuletzt aktualisiert: 28. Jun, 18:51

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